Mittwoch, 30. Juli 2008

Die Condesa in Mexiko-City #

verfasst von • >> Violetta
Die Condesa, ein Künstlerviertel in Mexiko-City Kleine, pastellfarbene Häuser mit begrünten Dachterassen, Fassaden mit Blumenmustern, Straßen, die von blühenden Büschen gesäumt sind, gekachelte Ruhebänke für Flaneure. Die Condesa ist eines der größten zusammenhängenden Art-déco-Vierteln der Welt. Aber das ist es nicht, was die Menschen hierher zieht. Die magnetische Wirkung der Condesa geht von drei Straßen aus, die im Herzen des Viertels zusammentreffen. Die Kreuzung von Atlixco, Vicente Suárez und Michoacán ist wie ein Springbrunnen, aus dem es unaufhörlich sprudelt: Stimmen, Gelächter, Gläserklirren, Grüße und Gesprächsfetzen in Englisch und Spanisch, eingefärbt mit europäischen, amerikanischen und asiatischen Akzenten. Ist das hier Paris, New York, Buenos Aires oder Berlin? Grundsätzlich betrachtet, könnten diese drei Straßen überall liegen, in einem der vielen Viertel für Müßiggänger und Lebenskünstler, die es in den schönen Städten der Welt gibt. Aber dies ist Mexiko. Und deshalb ist diese Kreuzung, ist dieses ganze Viertel etwas Besonderes. Im Zentrum der Colonia Condesa bildete sich ein Bistro- Basar. Er wurde zum Treffpunkt für eine Boheme, die sich zuvor auf die übrigen Innenstadtviertel verteilt hatte, auf die schrille und schäbige Zona Rosa, das pittoreske Coyoacán, das bürgerliche, leicht heruntergekommene Roma. Die Colonia Condesa, im Vergleich zu diesen drei eher unscheinbar, wurde zum neuen Künstlerviertel. Es wird erzählt, dass man in früheren Zeiten im Bistro "Garufa" noch mit selbst gemalten Bildern bezahlen konnte. Das Besondere an der Condesa ist, dass hier nicht eine Welt die andere verdrängt hat, sondern - noch - beide friedlich nebeneinander blühen. Noch immer gibt es neben der Luxusboutique die kleine, billige taquería mit Resopaltischen und fettbeschmierten Wänden. Die Kontraste zwischen Erster und Dritter Welt, sie sind auch in der Condesa sichtbar, aber bislang schmerzen sie nicht. Das Elend der mexikanischen Vorstädte, die Menschenmassen, die Bettler, die Klebstoff schnüffelnden Straßenkinder - das bleibt hier außen vor, ebenso wie der ostentative Reichtum der Dollarmillionäre. Könnte dieses Viertel ein Modell für Mexiko-Stadt im 21. Jahrhundert sein?

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